Vienna meets Prague: KALAMITA
Kalamita, eine amüsante Parabel mit Elementen der Satire, wurde in den Wintern 1978 und 1979
gedreht. Man hatte den Stoff der schon damals berühmten (und gefürchteten) Regisseurin Věra Chytilová angeboten – wohl in
der Hoffnung, dass sie die anstrengenden Winterdreharbeiten ablehnen würde. Das Drehbuch enthielt auch Vorgaben der Zensurbehörden,
an die die Regisseurin sich allerdings nicht hielt; stattdessen ließ sie die Schauspieler – im Sinne des veristischen Ansatzes
der Neuen Welle eine Mischung aus professionellen Darsteller:innen und Laien (darunter der Jazztrompeter Laco Déczi) – improvisieren.
Einen großen Beitrag zur kantigen, provokant ungeschliffenen Form des Films leisteten dazu Kameramann Ivan Šlapeta und Cutter
Jiří Brožek.
Eintritt frei, first come, first serve!
Eintritt frei, first come, first serve!
Ausgangspunkt
des Filmstoffs war der Zeitungsbericht über einen Zug, der in den USA von einer Lawine verschüttet worden war. Doch statt
eines winterlichen Heldenepos schuf Chytilová ein Werk voller zweideutiger Anti-Regime-Rhetorik. Die Kritik an der moralischen
Verzerrung des Einzelnen und der ganzen Gesellschaft ist das eigentliche Leitmotiv. Nicht nur der Protagonist Honza Dostál,
ein junger Hochschulabsolvent, der nun für die Eisenbahn arbeitet, sondern auch mehrere andere Figuren befinden sich in „katastrophalen“
Lebenssituationen, die sich allerdings im verschneiten Zug als gesellschaftliche Probleme erweisen.
Auch Honzas erste Fahrt endet mit einer „Kalamität“, weil der Zug unter einer Schneelawine begraben wird. Doch gerade dies wirkt befreiend: Die steckengebliebenen Passagiere verlieren ihre Hemmungen und legen durch ihr Handeln (oder auch ihre Passivität) verschiedene Mechanismen der Krisenbewältigung offen. Wenn die Figuren am Ende überleben, dann trotz und nicht dank des Systems. In Anbetracht der hohen Kosten für die Dreharbeiten im Winter blieb der Studioleitung von Barrandov nichts anderes übrig, als den Film freizugeben, um die Kosten zu decken. Obwohl er ohne Werbekampagne veröffentlicht wurde und Jan Kliment in der Tageszeitung Rudé právo den Film wegen seiner „Hässlichkeit“ und seines „Negativismus“ verurteilte, nutzten die Zuschauer jede Gelegenheit, ihn zu sehen. Die Gegenreaktion ließ nicht lange auf sich warten, und die Vorführung von Kalamita wurde in Prag verboten.
Einführungsgespräch mit Michal Bregant (NFA) und Ludger Hagedorn (IWM)
In Kooperation mit dem Národní filmový archiv (National Film Archive) Prag
Mehr Informationen: Vienna meets Prague
Auch Honzas erste Fahrt endet mit einer „Kalamität“, weil der Zug unter einer Schneelawine begraben wird. Doch gerade dies wirkt befreiend: Die steckengebliebenen Passagiere verlieren ihre Hemmungen und legen durch ihr Handeln (oder auch ihre Passivität) verschiedene Mechanismen der Krisenbewältigung offen. Wenn die Figuren am Ende überleben, dann trotz und nicht dank des Systems. In Anbetracht der hohen Kosten für die Dreharbeiten im Winter blieb der Studioleitung von Barrandov nichts anderes übrig, als den Film freizugeben, um die Kosten zu decken. Obwohl er ohne Werbekampagne veröffentlicht wurde und Jan Kliment in der Tageszeitung Rudé právo den Film wegen seiner „Hässlichkeit“ und seines „Negativismus“ verurteilte, nutzten die Zuschauer jede Gelegenheit, ihn zu sehen. Die Gegenreaktion ließ nicht lange auf sich warten, und die Vorführung von Kalamita wurde in Prag verboten.
Einführungsgespräch mit Michal Bregant (NFA) und Ludger Hagedorn (IWM)
In Kooperation mit dem Národní filmový archiv (National Film Archive) Prag
Mehr Informationen: Vienna meets Prague