SCHLINGENSIEF - In das Schweigen hineinschreien
Schlingensief – A
Voice that Shook the Silence
Mit seinen „Heimatfilmen“, seinen Aktionen und Interventionen in Theater, Fernsehen, Oper und
Kunst hat der Regisseur Christoph Schlingensief über zwei Jahrzehnte den kulturellen und politischen Diskurs in Deutschland
mitgeprägt. „SCHLINGENSIEF – In das Schweigen hineinschreien“ von Bettina Böhler unternimmt als erster Film den Versuch, den
Ausnahmekünstler Schlingensief, der 2010 im Alter von nur 49 Jahren verstarb, in seiner ganzen Bandbreite zu dokumentieren.
Welch eine Freude, wieder einmal Christoph Schlingensief zuzuhören und zuzusehen! Die gedankliche
Schärfe, die schelmische Ironie und die politische Klarheit, mit der er in Bettina Böhlers Film über sich, seine Kunst und
seine Filme spricht, lassen den Ausnahmekünstler schmerzlich vermissen, gleichzeitig aber auch quicklebendig auf der großen
Leinwand auferstehen. 2020 wäre Christoph Schlingensief 60 geworden. Bettina Böhler ist das große Kunststück gelungen, in
nur zwei Stunden und ausschließlich aus Archivmaterial ein Leben und ein Werk durch virtuosen Schnitt neu zu erzählen. Von
Schlingensiefs ersten Super-8-Filmen bis zum Fluxus-Oratorium „Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir“ umspannt ihr
Film ein 40-jähriges Schaffen und damit auch 40 Jahre (deutsch-)deutscher Geschichte, an der sich Schlingensief Zeit seines
Lebens radikal abgearbeitet hat. Meisterhaft montiert Böhler Filmausschnitte und Privatvideos, Theatermitschnitte und viel
bislang unveröffentlichtes, neu digitalisiertes Material. Am Ende der Tour de Force bleibt die Frage: Wäre Schlingensiefs
Kunst heute so noch denkbar?(berlinale)