DER FREMDE AM SEE (L' inconnu du lac)

Alain Guiraudie, FR, 2013
97 min., OmU (französisch)
Spielfilm / Drama
Dieser Film sprengt die Kategorien. Er ist pornografisch, aber kein Porno. Er erzählt von einem Mord und der Suche nach dem Täter, ist aber kein Thriller. Er handelt von einer selbstzerstörerischen Liebe, ist aber kein Liebesfilm.
Der Fremde am See von Alain Guiraudie ist der erste Film, der ein Cruisingzone - also einen mehr oder weniger öffentlichen Ort, an dem sich Männer treffen, um miteinander Sex zu haben - in aller Selbstverständlichkeit zeigt, und zwar nicht für eine Subkultur, sondern für ein größeres Kinopublikum. (Katja Nicodemus / ZEIT)

Einziger Schauplatz in L’inconnu du lac ist ein Strand mit Wäldchen an einem See, der von schwulen Männern als Cruisingzone genutzt wird. Mit großer Selbstverständlichkeit setzt Guiraudie die nackt in der Sonne Badenden ins Bild und begleitet sie auf ihren Streifzügen durchs Gestrüpp, wo sie Sex im Freien haben.

L'inconnu du lac ist ein Film, in dem zunächst alles direkt und unverstellt erscheint: die taxierenden Blicke, die aufrichtigen Konversationen, die körperliche Lust, die auch in expliziten Szenen manifest wird. Aus den Beobachtungen, die sich mit kleinen Verschiebungen wiederholen, tritt jedoch allmählich auch eine komplizierte Ökonomie der Gefühle hervor - ein Erotizismus, der manche einschließt, andere wieder nicht.

Lust und Liebe, Vertrauen und Abwehr werden hier auf denkbar engem Terrain verhandelt und formen die widerstreitenden Pole des Films. Ein gut aussehender, aber potenziell gefährlicher Besucher weckt schließlich das größte Interesse von Franck (Pierre Deladonchamps), der Hauptfigur - und damit gelangen auch noch unberechenbare Gefahren in diesen reichen Film.

Der Fremde am See ist ein gleichsam poetischer, spannungsgeladener und gleichzeitig sehr erotischer Film. queer.de

Vielschichtiger Queer-Film über einen jungen Schwulen, der seinen Sommer an einem Badesee verbringt und sich in eine fatale Affäre verstrickt. kino.de

Die Intensität, mit der Guiraudie die Natur und das Begehren filmt, bleibt in Erinnerung. Sie dehnt sich im Kopf, so als habe man selbst einen südfranzösischen Nachmittag lang zwischen einsamen Anfahrten und gemeinsamen Abtritten an diesem einzigartigen See gesessen. Katja Nicodemus / ZEIT

Filmfestival Cannes 2013
Queer Palm
 Beste Regie in der Sektion "Un Certain Regard"